Logistik-Standort Frauental – eine gute Idee?

Bericht vom FeierabendTALK am 13.10.2023

Oberhalb von Frauental wird ein 22 Hektar großes Industriegebiet auf bestem Ackerboden geplant. Bürgerinnen und Bürger aus den umliegenden Dörfern haben sich im April zusammengeschlossen, um sich gemeinsam gegen dieses geplante Industriegebiet in Frauental (Stadt Creglingen) direkt an der Landesgrenze zu Bayern zu wenden. Ihre Vertreterinnen haben beim FeierabendTALK des Ortsverbandes Oberer Bezirk der Grünen über die aktuell bekannten Planungen dieser Mega-Anlage informiert. Wie immer fand der FeierabendTALK an einem Freitagnachmittag an der Grünfläche am Wasserrad in Weikersheim statt.

Während die Politik versucht, den immer noch viel zu hohen Flächenverbrauch deutlich zu reduzieren, wird in Frauental das Gegenteil zu realisieren versucht. 4,6 Hektar pro Tag werden in Baden-Württemberg für Siedlung und Verkehr beansprucht. Aktuell plant das Land, dies auf einen maximale Flächenverbrauch von 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren. Wie passt es dann, dass die Stadt Creglingen unmittelbar über Frauental auf 22 Hektar „eine der größten zusammenhängenden Industriehallenflächen Süddeutschlands“ errichten lassen will, wie Gunter Haug in Kontext schreibt. https://www.kontextwochenzeitung.de/politik/643/the-hub-fuer-the-laend-8989.html

Die Vertreterinnen der Bürgerinitiative sehen die Verkehrsanbindung als eines der großen Probleme: die Wege Richtung Autobahn führen alle über schmale Ortsverbindungswege, auf denen oft schon der Begegnungsverkehr mit PKW eine Herausforderung ist. Der zu erwartende LKW-Verkehr wird mitten durch die Dörfer führen, deren Ortsdurchfahrten wie in Simmershofen erst kürzlich neu gemacht und verkehrsberuhigt wurde.

Es ist noch völlig unklar, welche Nutzung die Hallen des geplanten Gewerbegebietes bekommen sollen. Unklar ist auf jeden Fall auch, wo die benötigten Arbeitskräfte bzw. die Fachkräfte herkommen sollen. Da derzeit schon viele Firmen in der Region freie Stellen nicht besetzen können, wird befürchtet, dass sie von den ansässigen Firmen abgeworben werden. Manche werden vielleicht auch aus Würzburg, Rothenburg oder Uffenheim pendeln; dass eine nennenswerte Anzahl an Fachkräften sich neu in Creglingen ansiedeln wird, scheint unwahrscheinlich. Beobachtungen in der Region lassen eher vermuten, dass vor allem junge Leute lieber in Würzburg wohnen als aufs Land zu ziehen.

Eine Erschließung mit geeigneten Zufahrten, für Wasser/Abwasser, Strom, Glasfaser usw. erfordert hohe Investitionen. Auch wenn die Stadtverwaltung davon ausgehen dürfte, dass diese Ausgaben sich amortisieren, wird eine riesige Summe doch über einen sehr langen Zeitraum gebunden sein, bevor etwas Gewerbesteuer in Creglingen ankommt.

Sind neue, riesige Industriegebiete ohne Autobahn- bzw. Bahnanschluss heutzutage noch zukunftsorientierte Lösungen? Sind sie die richtige Antwort auf strukturbedingte Probleme? Lassen sich die noch vorhandenen kleineren und bereits erschlossenen Gewerbeflächen nicht mit kreativen neuen Ideen beleben?

Neben den unabsehbaren finanziellen Risiken sind auch die ökologischen Folgen massiv. Regenwasserableitung, der Verlust von Regenwasserversickerung und die
gleichzeitige Versiegelung schädigen den Grundwasserhaushalt auf Dauer. In der Nähe sind Schutzgebiete, die die Wiesenweihe beherbergen. Es besteht die Sorge, dass die auf der roten Liste stehenden Greifvögel, die hier auch brüten, durch die Industrie-Ansiedelung vertrieben werden.

Die Teilnehmenden des FeierabendTALK fanden die Planung für diesen Standort total aus der Zeit gefallen. Es war einhellige Meinung der Gäste, dass es entsprechend dem Ziel der Landesregierung, einen spürbaren Rückgang der Flächenversiegelung zu erreichen, nicht mehr zeitgemäß ist, dieses riskante Projekt umzusetzen. Der „Volksantrag zum Flächenschutz“, den auch der BUND Creglingen unterstützt, ist hier die richtige Antwort.

Die Feierabendtalks werden ab Frühjahr 2024 mit aktuellen Themen fortgeführt.